Samstag, 18. Oktober 2008

Warum braucht es immer einen Sündenbock?

Einmal mehr kann man konstatieren, dass wir Menschen ein eigenartiges Benehmen aufzeigen. Wenn jemandem ein Fehler unterläuft - ob dies nun bei der Arbeit, zuhause oder in der Freizeit in einem Verein passiert – so ist jeweils immer die erste Frage „wer ist der Schuldige?“. Ist doch eigenartig, dass wir jede Menge Zeit und Energie investieren, um einen sogenannten Sündenbock zu finden. Hat man dann einen Sündenbock eruiert, kriegt dieser eine Zurechtweisung, eine Schelte oder im schlimmsten Fall gar eine Verwarnung. Aber danach geht man wieder zufrieden zur Tagesordnung über und betrachtet das Problem als gelöst. Ich finde dieses Benehmen lächerlich. Obwohl ich bereits seit über 20 Jahren im Berufsleben stehe, bin ich nach wie vor überzeugt, dass jederman eine gute Arbeit abliefern möchte. Niemand steht morgens auf und ist fest entschlossen zur Arbeit zu fahren um dort lediglich Probleme zu verursachen. Je mehr man arbeitet, desto grösser ist das Risiko, dass etwas schief gehen kann. Die einzige Möglichkeit Fehler zu vermeiden wäre überhaupt nichts zu tun. Es ist höchste Zeit unsere Einstellung gegenüber Personen, die einen Fehler begangen haben, zu ändern. Statt laut zu fragen”wer ist der Schuldige?”, wäre es klüger sich zu fragen ”warum konnte dies überhaupt geschehen?”. In den meisten Fällen gibt es nämlich eine oder mehrere Erklärungen für die begangenen Fehler bzw. Missgeschicke. Die betreffende Person war vielleicht überfordert und müde, erhielt vielleicht eine mangelhafte Einschulung, vielleicht gibt es Probleme in der internen Kommunikation, u.s.w. Es können unzählige Gründe vorliegen. Die Sündenbocksmentalität ist nach wie vor verbreitet in unserer Leistungsgesellschaft. Aber was bringt diese Mentalität? Nichts, ausser dass die ”Schuldigen” möglicherweise nicht mehr wagen, sich bei der Arbeit stark zu engagieren. Weitaus besser wäre es, zu analysieren, warum etwas schief laufen konnte. Einen Sündenbock zu suchen, ist eine zu bequeme und billige Lösung.

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