Samstag, 27. September 2008

Das Unfassbare ist wieder geschehen

Ganz Finnland ist nach wie vor geschockt über die Tragödie, die am Dienstag in Kauhajoki nahe der finnischen Westküste geschah. Ein Jugendlicher erschoss auf brutalste Art zehn Schüler einer Berufsschule und richtete sich danach selbst. Keine Schule, kein Rektor, kein Lehrer, keine Mutter und kein Vater dürfen davor die Scheuklappen aufsetzen. Dieses Drama hätte sich genau so gut in einer anderen finnischen Gemeinde abspielen können. In der Regierung will man jetzt so schnell wie möglich das Waffengesetz verschärfen, die Kontrolle des Internets intensivieren und nach Möglichkeiten suchen, um die Schulen besser schützen zu können. Es ist zu begrüssen, dass man sich jetzt überall Gedanken macht und man über konkrete Massnahmen spricht. Allerdings hat man nach wie vor keine Lösung betreffend dem Hauptproblem gefunden. Finnland ist Weltklasse was die Schulleistungen der Jugendlichen betrifft aber die Kehrseite davon ist, dass es sehr vielen Kindern und Jugendlichen schlecht geht, zumindest psychisch. Erklärungen dafür gäbe es bestimmt mehrere. Eine Erklärung dafür ist sicherlich die Tatsache, dass es auch vielen Eltern psychisch schlecht geht. Gerade kürzlich las ich, dass jeder fünfte Finne an seinem Arbeitsplatz Opfer für Mobbning ist. In keinem anderen europäischen Land kommt Mobbning unter Erwachsenen so häufig vor wie in Finnland. Es handelt sich um relativ einfache Mathematik: je schlechter es den Eltern geht, desto schlechter geht es deren Kindern. Kommt noch dazu, dass man in Finnland „aus Tradition“ nicht lernt über Gefühle zu sprechen. Die Kombination von diesen beiden Faktoren macht es bereits etwas deutlicher, warum innerhalb eines Jahres ausgerechnet in Finnland zwei schreckliche Schulmassaker von Jugendlichen verübt wurden.

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