Sonntag, 3. August 2008

Grüsse vom Rallye WM-Lauf in Jyväskylä/FIN


Heute Nachmittag ging der finnische WM Rallye Lauf in Jyväskylä mit dem souveränen Sieg des Weltmeisters Sebastian Loeb zu Ende. Es war meine zehnte WM Rallye in Jyväskylä bei der ich als mentaler Coach vor Ort dabei war. Im beigefügten Video versuchte ich die Stimmung draussen auf den Strecken einzufangen. Aber mein heutiger Blog handelt nicht um das einzigartige Rallyefest in den finnischen Wäldern mit hunderttausenden von Zuschauern, sondern um die Einsamkeit eines Verlierers im Motorsport oder im Sport allgemein. Jari-Matti Latvala, der einer der Favoriten auf den Sieg in dieser Rally war, machte bereits auf der dritten Sonderprüfung einen dummen Fehler und schied aus. Ich arbeite schon so lange mit Rallyefahrern zusammen, dass ich genau weiss, wie schnell ein solcher Fehler passieren kann. Aber es stimmt mich immer wieder nachdenklich, wie ein „Verlierer“ in solchen Situationen seinem eigenen Schicksal überlassen wird. Ein Sieger hat sogar auf dem Siegerpodest noch Gesellschaft seines ganzen Teams (bei dieser Gelegenheit möchte Heikki Kovalainen zu seinem ersten Formel 1 GP Sieg , den er heute in Ungarn errungen hat, herzlich gratulieren), der Verlierer aber sitzt einsam in seinem Hotelzimmer und hat dabei viel zu viel Zeit um ins Grübeln zu geraten. Gerade in solchen dunklen Stunden braucht ein Sportler am meisten Unterstützung. Aber es ist nun einmal für uns Menschen viel glamouröser, sich an der Seite von Erfolgreichen und Gewinnern zu zeigen. Dabei darf man nie vergessen, dass schon morgen der Gewinner von heute ein Verlierer sein kann und umgekehrt. Da ich trotz allem immer noch ans Gute im Menschen glaube, versuche ich mich damit zu trösten, dass dies alles sich möglicherweise nur darauf gründet, dass die Menschen nicht wissen, wie sie sich einem Verlierer gegenüber, der traurig und enttäuscht ist, verhalten sollen und sich deshalb von ihr/ihm fernhalten. Ich werde mich bei anderer Gelegenheit in meinem Blog diesem Thema widmen: Wie verhalte ich mich gegenüber einem Menschen, der von einer grossen Enttäuschung heimgesucht worden ist.

2 Kommentare:

BW hat gesagt…

Es ist ein allgemeines Phänomen, dass uns oft eine Art Sprachlosigkeit befällt und wir Schwierigkeiten haben, offen und vorurteilslos mit Menschen umzugehen, die sich in Krisensituationen befinden, beispielsweise nach Suizid.
Möglich, dass wir in solchen Momenten an unsere eigenen Versagens- und Verlustängste erinnert werden, die auch wir mit uns selbst nicht so gerne "ansehen". Eine Hilfe für uns kann sein: es braucht gar nicht viel Worte - einfach Dasein und Zuhören ohne zu urteilen oder gleich Lösungen anbieten zu wollen (Zeit schenken) ist für den Betroffenen bereits eine grosse Hilfe. Grüsse aus Bern; Barbara W.

Christoph Treier hat gesagt…

Ich kann Deinem Kommentar nur zu 100 Prozent zustimmen. In Krisensituationen braucht es nicht viele (oder überhaupt keine) Worte. Ich glaube, viele Menschen denken, dass sie in solchen Situationen etwas ausserordentlich Gescheites sagen sollten und deshalb nicht den Mut haben, sich mit dem betroffenen Menschen in Verbindung zu setzen.
Grüsse zurück nach Bern!